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Amtsblatt: Erinnerung stärken – Mahnmal erweitern

Wie sieht ein würdiger Umgang mit den gefundenen Mauerresten der Synagoge aus? Dass die Funde erhalten bleiben müssen, steht außer Frage. Aber sollen sie sichtbar gemacht werden oder verhüllt geschützt, und damit konserviert werden? Der Blick zurück zeigt eine 15-jährige Planungsgeschichte zur Neugestaltung des Platzes. In einem breit aufgestellten Beteiligungsprozess war immer auch das Ziel, würdigend und mahnend an die zerstörte Synagoge zu erinnern. Das Ergebnis sieht ein flaches Wasserbecken vor, das den Grundriss der Synagoge abbildet. Diesem Planungsentwurf hatte auch die Israelitische Gemeinde 2004 und erneut 2011 zugestimmt. Die jüdische Gemeinde brachte aktuell jedoch zum Ausdruck, dass die gefundenen Steine sichtbar gemacht werden sollen. Eine Abdeckung durch eine Glasplatte soll dies ermöglichen. „Wir können diesen Wunsch an sich sehr gut nachvollziehen“, so Wendelin Graf von Kageneck, der Fraktionsvorsitzende.

 

Glasplatte nicht möglich

Ein solch sichtbarer Erhalt wird von den Denkmalpflegern jedoch nicht empfohlen. Die gefundenen Mauerreste befanden sich 3 Meter unter dem Gehniveau der früheren Synagoge. Durch die klimatischen Veränderungen würde Kondenswasser entstehen und die Steine mit der Zeit angegriffen, das Denkmal wäre zerstört.

Der ehemalige Landesrabbiner und langjährige Rabbiner der jüdischen Gemeinde Freiburg erklärte, dass kein religiöser Grund besteht, die Steine zu erhalten. Und die ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde Freiburg erinnerte daran, dass die jüdische Gemeinde beim damaligen Planungsverfahren keinerlei Interesse an zu Tage kommenden Fundamentresten hatte. Sie betont, dass eine Synagoge kein Sakralbau, sondern lediglich ein Ort der Versammlung ist. „Dennoch stehen diese Steine für die Erinnerung und gegen das Vergessen“, so Graf von Kageneck.

 

Würdevolle Erweiterung

Aus denkmalpflegerischer Sicht bietet eine Abdeckung die beste Lösung. Der größte Teil der Mauerreste wird dauerhaft im Boden konserviert und bleibt damit geschützt und den Nachfolgegenerationen erhalten. Daran hält die Stadt fest. Für die Umsetzung des Wasserbeckens wird zwar ein Teil der Steinreihen abgetragen. Das ist aber ein Eingriff in lediglich acht der Mauerreihen und denkmalpflegerisch vertretbar. Diese Steine sollen in ein ergänzendes Mahnmal integriert werden. Der Denkmalschutz steht aber nicht im Vordergrund. „Die Entdeckung der Fundamentreste bietet die große Chance, das Mahnmal inhaltlich zu erweitern. Dass trotz der massiven Zerstörung durch die Nationalsozialisten ein Teil der Fundamente erhalten blieb, wirkt fast selbst schon wie eine Allegorie“, so Graf von Kageneck. „Wir wünschen uns, dass es gelingt, gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde in Freiburg eine Lösung zu finden.“ Und er ist sich sicher: „Zusammen mit der starken Symbolkraft des Wasserbeckens könnte so ein würdevolles und erweitertes Mahnmal der Erinnerung entstehen.“

(Foto: Andreas Schwarzkopf via Wikimedia Commens)

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