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Anfrage: Smarte Parkplatzsuche

Smarte Parkplatzsuche

h i e r :

Anfrage nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

laut einer Studie der Prognos AG summiert sich deutschlandweit die jährliche Parksuchzeit auf über eine halbe Milliarde Stunden. Dies bedeutet, dass viele Kilometer unnötiger Parksuchfahrten zurückgelegt werden. Daraus ergeben sich viele Tonnen an Einsparpotential bei Kraftstoffen und damit bei Klimagas- und Partikelemissionen, wenn ausreichend Parkmöglichkeiten und/oder verbesserte Parkleitsysteme vorhanden sind.

Immer mehr Start-ups (z.B. Ampido oder Parktag) erkennen den Bedarf, und vernetzen mit verschiedenen Apps nicht nur öffentliche Parkflächen, sondern auch Parkhäuser und private Stellplätze. Auch die Telekom ist aktiv und hat bereits mit Städten wie Hamburg, Dortmund oder Moers Verträge abgeschlossen (“Park & Joy“). Mit Sensoren, Informationen aus Parkscheinautomaten, oder auch Schwarmdaten aus dem Mobilfunknetz werden Echtzeitinformationen über freie Parkplätze erstellt.

Wir bitten deshalb um die Beantwortung der folgenden Fragen:

  1. Ist der Verwaltung die Prognos-Studie bekannt?
  2. Liegen der Verwaltung vergleichbare Daten für die Stadt Freiburg vor?
  3. Hat sich die Verwaltung mit App-basierten Systemen zur Parkplatzsuche wie dem der Telekom bereits inhaltlich auseinandergesetzt?
    1. Wenn ja: Welche Anwendungen erscheinen vielversprechend?
    2. Wenn nein: Wird die Verwaltung die neuen Anwendungen für Freiburg prüfen?
  4. Sieht die Verwaltung in den App-basierten Systemen Potentiale zur Verringerung des Parksuchverkehrs in Freiburg?
  5. Welche anderen Maßnahmen ergreift die Stadt, um den Parksuchverkehr zu mindern?

Für die Beantwortung bedanken wir uns bereits vorab.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Kotterer                                                           Berthold Bock

Verkehrspolitischer Sprecher                                   Stellv. Fraktionsvorsitzender

(Foto: Von Ikar.us – Eigenes Werk, CC BY 3.0 de via Wikimedia Commons)

 

Antwort der Stadtverwaltung vom 10. Juli 2017

Smarte Parkplatzsuche H i e r:

Ihre Anfrage nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen

Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrte Frau Stadträtin, sehr geehrter Herr Stadtrat,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 02.06.2017 an Herrn Oberbürgermeister Dr. Salomon. Der Oberbürgermeister hat mich als Fachdezernenten gebeten, Ihnen zu antworten. Hierzu möchte ich zunächst ein paar allgemeine Anmerkungen voran­stellen.

In der IT-Technik rund um das Fahrzeug selbst, aber auch in externen digitalen End­geräten rund um die individuelle Mobilität ist seit einigen Jahren eine rasante Ent­wicklung zu verzeichnen. Fast täglich werden neue Angebote bekannt, die unsere Mobilität erleichtern bzw. verändern sollen. Diese Entwicklungen werden von uns weitestgehend verfolgt und ausgewertet. Allerdings ist die Entwicklung so schnellle­big, dass Manches, was gestern noch als revolutionäre Innovation gefeiert wurde, heute schon wieder durch andere Techniken überholt ist. Die meisten dieser „smar­ten“ Angebote basieren dabei auf Daten, die die Verkehrsteilnehmenden bewusst oder unbewusst bereitstellen. Diese Datenflut verändert bzw. vergrößert sich laufend, so dass immer neue Möglichkeiten der Auswertung und Weiterverarbeitung entste­hen.

Ein Beispiel: Vor einigen Jahren wurden den Städten von mehreren Firmen Senso­ren angeboten, die, in den Boden der öffentlichen Parkplätze eingelassen, Informati­onen über die Belegung senden könnten, um die Suche nach einem freien Parkplatz zu erleichtern. Abgesehen von dem baulichen Investitions- und Wartungsaufwand dieser ortsgebundenen Sensoren gehen heute Fachleute davon aus, dass diese Technik bald überflüssig sein wird, weil genügend Daten aus den individuellen Fahrzeugen vorliegen werden, um den Belegungsgrad des öffentlichen Straßenraumes zu interpretieren.

Dieses Beispiel zeigt, dass die Verwaltung gut daran tut, die „smarte Entwicklung“ aufmerksam zu beobachten und für Freiburg i. Br. auszuwerten – ohne vorschnell vielen neuen Techniktrends aufzusitzen und dabei höhere Summen zu investieren. Unabhängig von den technischen Möglichkeiten und Entwicklungen sind aus meiner Sicht aber auch solche plakativen Zahlen wie „eine halbe Milliarde Stunden Park­suchzeit pro Jahr“ mit großer Vorsicht zu betrachten. Die Verwendung solcher Zah­len soll in der Regel bestimmte Thesen und Konzepte unterstützen – wohlwissend, dass es sich dabei immer um sehr grobe Annahmen bzw. Schätzungen handelt.

Hinzu kommen natürlich auch die verkehrspolitischen Überlegungen bzw. Prioritäten. Die Stadt Freiburg i. Br. hat sich vor vielen Jahren entschieden, ein dynamisches Parkleitsystem mit stationären Hinweistafeln aufzubauen, auf denen in Echtzeit die vorhandenen freien Parkplatzkapazitäten in den Parkhäusern angezeigt werden. Ziel dieses Systems ist es, den Parkplatz suchenden Innenstadtbesuchenden schnell und möglichst ohne Umwege zu einem freien Parkplatz in einem der vielen Parkhäuser der Kernstadt zu leiten. Dahinter steckt die aus meiner Sicht auch heute noch richtige Philosophie, das Parken in den Parkhäusern gegenüber dem in den Stadtstraßen zu priorisieren. Im Straßenraum möchten wir die begrenzten Parkplatzkapazitäten vor­rangig den Innenstadtbewohnenden, deren Besuchenden bzw. den Liefer- oder Handwerkerdiensten in den Innenstadtquartieren anbieten.

Das dynamische Parkleitsystem hat sich aus unserer Sicht sehr bewährt und wird derzeit mit überschaubaren Investitionen an die veränderten Verkehrsführungen in der Innenstadt angepasst bzw. technisch erneuert. Dies halte ich für wichtig und rich­tig, da auf absehbare Zeit die Kommunen nicht auf ortsfeste Wegweisung verzichten können – auch wenn mittlerweile für die Routensuche sehr häufig digitale Endgeräte in den Fahrzeugen eingesetzt werden. Aus diesem Grund war es uns auch wichtig, unser ortsfestes Parkleitsystem mit einer webbasierten App auf der städtischen Homepage zu ergänzen, auf der ebenfalls in Echtzeit die freien Parkhauskapazitäten abgerufen werden können. Diese Daten stellen wir in der Opensource-Philosophie jedem Dritt-Anbieter (z. B. von Parking-Apps) zur Verfügung, so dass ohne großen Verwaltungsaufwand diese für weitere „smarte“ Angebote genutzt werden können. Damit wird die ortsfeste Wegweisung durch „mobile“ Angebote sinnvoll ergänzt.

Nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen möchte ich im Folgenden Ihre konkreten Fragen beantworten.

  1. Ist der Verwaltung die Prognosstudie bekannt?

Dem Garten- und Tiefbauamt liegt u. a. der Bericht „Auskunft über verfügbare Park­plätze in Städten“ vor, erstellt durch die Prognos AG im Auftrag des Verbands der deutschen Automobilindustrie.

  1. Liegen der Verwaltung vergleichbare Daten für die Stadt Freiburg i. Br. vor?

Nein.

  1. Hat sich die Verwaltung mit App-basierten Systemen zur Parkplatzsuche wie dem der Telekom bereits inhaltlich auseinandergesetzt? Wenn ja: Wel­che Anwendungen erscheinen vielversprechend?

Ja. Aus Sicht der Verwaltung kann aber keine umfassende oder abschließende Be­wertung über die vielen unterschiedlichen Systeme oder Anbieter auf dem dynami­schen Markt gegeben werden. Die städtische webbasierte App zum Parkleitsystem ist seit dem Jahr 2015 erfolgreich in Betrieb.

  1. Sieht die Verwaltung in den App-basierten Systemen Potenziale zur Verrin­gerung des Parksuchverkehrs in Freiburg?

Grundsätzlich ja. Allerdings hängt die Wirksamkeit der Systeme signifikant von der Qualität und der Auswertung der zur Verfügung stehenden Daten und der allgemei­nen Verbreitung solcher Apps ab. Darüber hinaus ist derzeit nicht absehbar, ob durch solche Systeme das Verkehrsverhalten signifikant beeinflusst wird und sich dadurch andere Sekundäreffekte ergeben, die wiederum Auswirkungen auf den Parksucherverkehr haben.

  1. Welche anderen Maßnahmen ergreift die Stadt, um den Parksuchverkehr zu mindern?

Die jahrelange intensive und erfolgreiche Förderung der Alternativen zum eigenen Auto ermöglicht vielen Menschen in der Stadt eine Mobilität ohne die private Au­tonutzung und hat damit die Affinität der Freiburgerinnen und Freiburger zur Kfz- Nutzung immer weiter reduziert. Dies ist aus meiner Sicht der wichtigste Baustein zur allgemeinen Verringerung des Parksuchverkehrs mit seinen negativen Auswirkungen für die Allgemeinheit. Zur Verringerung der individuellen Parkplatzsuche trägt nicht nur das dynamische Parkleitsystem, sondern auch das städtische Parkraumma­nagement mit einer konsequenten Bewirtschaftung und Parkzeitbeschränkung bei. Damit wird die Dauerbelegung kostenlosen Parkraumes verhindert und für einen häufigeren Umschlag der Parkplätze gesorgt mit dem Effekt, dass leichter und schneller ein freier Parkplatz gefunden wird. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch das Kostenverhältnis zwischen den Parkgebühren im Straßenraum und den Park­haustarifen sowie eine konsequente Verkehrsüberwachung durch den GVD.

Ich hoffe, mit diesem Schreiben Ihre Fragen umfassend beantwortet zu haben. Die im Gemeinderat vertretenen Fraktionen und Gruppierungen erhalten Nachricht die­ses Schreibens.

Mit freundlichen Grüßen

gez.

Prof. Dr. Martin Haag Bürgermeister