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Amtsblatt Nr. 734: Mehr Barrierefreiheit für Gehörlose

Stellen Sie sich folgende Situation vor: sie sind umgeben von Menschen, die sich angeregt unterhalten, die sich amüsieren, die scherzen und lachen, sich austauschen und munter kommunizieren. Sie selbst aber verstehen nichts. Denn diese Menschen sind gehörlos und verwenden Gebärdensprache.

Trotz dieser Sprache stoßen sie jedoch ständig an eine behinderungsbedingte Barriere. Oft können gehörlose Menschen zum Beispiel unsere kompliziert formulierten Texte nicht ohne „Übersetzung“ verstehen, denken sie z.B. an manche Vorlagen für unsere Gemeinderatssitzungen, und – ganz ehrlich – verstehen wir selbst diese Formulierungen immer vollständig?

Ohne Sprache ist die umfassende Teilhabe am Leben in der Gesellschaft nicht oder nur sehr beschränkt möglich. Gehörlose Menschen können aber, anders als fremdsprachige Mitbürgerinnen und Mitbürger, die deutsche Sprache nicht einfach so lernen, dass sie ohne Hilfe problemlos kommunizieren können. Wir haben uns daher sehr darüber gefreut, dass die Verwaltung den Antrag unseres sozialpolitischen Sprechers Martin Kotterer aufgenommen hat: Sie hat die Situation gehörloser Menschen in Freiburg zusammengefasst schriftlich dargestellt und gehörlose Menschen in die Sitzung eingeladen, damit sie selbst die Gelegenheit erhalten, dem Gremium zu berichten. Martin Kotterer stellte danach fest: „Für mich war es eine der beeindruckendsten Sitzungen des Sozialausschusses, die ich erlebt habe.“

Der vorliegende Bericht über Angebote, Hilfen und die Barrierefreiheit in der Stadtverwaltung für Menschen mit Hörbehinderungen und Gehörlosigkeit zeigt auf, welche Hilfen in Freiburg vorhanden sind. Bei genauem Nachlesen zeigt sich, dass es noch viel zu tun gibt, damit gehörlose Menschen einfacher und besser die erforderliche Unterstützung erhalten. Unsere jahrelangen Bemühungen um Barrierefreiheit galten und gelten zumeist Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Bei Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen bedenken wir meist diejenigen mit Sehbehinderungen. Für diese Personengruppen wurde richtigerweise einiges getan und vieles hat sich bereits gebessert. Bei gehörlosen Menschen stehen wir dagegen nahezu ziemlich am Anfang.

Deshalb ist es richtig, dass die Verwaltung ein Gesamtkonzept zur barrierefreien Kommunikation erarbeiten will. Wir haben diesem Vorschlag gerne zugestimmt und warten gespannt darauf, wie die Verwaltung diese Barrierefreiheit herstellen will. Es genügt allerdings nicht, Barrierefreiheit im Verwaltungshandeln sicherzustellen. Gehörlose Menschen sind auch in anderen Bereichen des Lebens auf Barrierefreiheit angewiesen. Diese zu garantieren ist aus unserer Sicht ebenfalls eine wesentliche kommunale Aufgabe.