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Anfrage: Unterstützung der Freiburger Sportvereine

Anfrage nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

am vergangenen Sonntag fand in der neuen Sporthalle der Freiburger Turnerschaft eine sehr interessante Podiumsdiskussion zur „Zukunft der Sportvereine“ statt.

Freiburgs Sportvereine sind vielfältig engagiert und haben eine wichtige Funktion in unserer Stadtgesellschaft. Sie sind Heimat für viele sportlich Aktive und leisten eine hervorragende Jugendarbeit.

In der Podiumsdiskussion zeigte sich, dass viele Vereine an Grenzen in der Finanzierung, Verwaltung und Führung des Vereins stoßen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen mangelt es oft an ausreichend vielen Freiwilligen, die bereit sind, sich in den Vorständen der Vereine längerfristig zu engagieren. Zum anderen sind es aber häufig bürokratische Anforderungen, denen die Vereine unterworfen sind.

Wir halten es deshalb für sinnvoll und wichtig, die Sportvereine unserer Stadt intensiver zu unterstützen. Denkbar sind, soweit von den jeweiligen Vereine gewünscht,  z.B. Beratung und Hilfestellung bei der Beschaffung und Wartung von Vereinsverwaltungssoftware, Information und Unterstützung bei der Beantragung von Fördergeldern (z.B. bei Bau und Sanierung von Sportstätten) und Initiierung und Unterstützung bei der Digitalisierung von Vereinsaktivitäten (z.B. Mitgliederinformation, Spielpläne, etc.). Gerade kleinere Vereine könnten so eine wichtige Hilfe für ihre Arbeit erhalten.

Wir bitten deshalb um Beantwortung folgender Fragen:

  1. Kann das Sportreferat aktuell die dargestellte Unterstützung leisten?
  2. Wie muss das Sportreferat ggf. ausgestattet sein, um die o.a. Unterstützung leisten zu können?
  3. Welche sonstigen Ämter/Stellen innerhalb der Stadtverwaltung können den Sportvereinen ggf. Hilfestellung bieten?
  4. Lässt sich eine zentrale Ansprechstelle für die Sportvereine für o.a. Unterstützung einrichten?

Für die Beantwortung bedanken wir uns bereits vorab.

Mit freundlichen Grüßen

Berthold Bock                                            Martin Kotterer                              Dr. Carolin Jenkner

sportpolitischer Sprecher                          Stadtrat                                          Fraktionsvorsitzende

 

 

 

 

Sehr geehrte Frau Stadträtin Dr. Jenkner,

auf die gleichfalls von den Stadträten Berthold Bock und Martin Kotterer unterzeichneten
Anfrage zu Unterstützungsmöglichkeiten für die zumeist noch ehrenamtlich
geführten Freiburger Sportvereine vom 06.12.2019 will ich gerne antworten. Letztendlich
war dies auch ein Thema der in Ihrem Schreiben angeführten Podiumsdiskussion
zur Zukunft der Sportvereine bei der Freiburger Turnerschaft von 1844 Freiburg
e. V. am 01.12.2019.
Als generelle Aussage zu den konkret genannten Themen will ich aber vorausschicken,
dass wir dabei die vom Sport zu Recht immer wieder reklamierte Selbstständigkeit
in Organisationsfragen mit im Blick haben müssen. Insoweit sehe ich eine
kommunale Aufgabe erst dann als gegeben an, wenn die bestehenden Strukturen
des Sports für konkrete Leistungen, die auch aus Sicht der Stadtgesellschaft heraus
für zwingend erachtet werden, keine Hilfestellung mehr anbietet.
Zu den Fragen im Einzelnen:

1. Kann das Sportreferat aktuell die dargestellte Unterstützung leisten?
Soweit es um Informationen für die Beschaffung von Fördergeldern für Vereinsaktivitäten
handelt, wird die angesprochene Beratungsleistung bereits heute durch
das Sportreferat geleistet. Im Weiteren steht dazu aber auch der Dachverband
der Sportvereine, der Badische Sportbund Freiburg e. V., mit seiner hauptamtlich
besetzten Geschäftsstelle mit Sitz in Freiburg, jederzeit zur Verfügung. Die Freiburger
Vereine haben damit im Grunde auch kurze Wege zur Informationsbeschaffung.

Bei der angesprochenen Unterstützung bei der Beschaffung und Wartung von
Vereinssoftware muss sich das Sportreferat als kommunale Dienststelle gegenüber
dem Markt aber neutral verhalten. Jedwede Empfehlung für einzelne Produkte
könnte von am Markt tätigen Unternehmen als direkte Einflussnahme gewertet
werden und entsprechende Reaktionen auslösen. Im weitesten Sinne gilt
dies auch für die Frage von Unterstützungsleistungen bei der Digitalisierung. Hier
sollten die Vereine mit Unterstützung ihrer Sportfachverbände für entsprechende
Lösungen sorgen oder zu derartigen Spezialthemen über Kooperationen mit anderen
Vereinen nachdenken.
Zu den angesprochenen Themen möchte ich im Weiteren auch auf ein umfangreiches
Fortbildungsangebot der Sportfachverbände hinweisen.

2. Wie muss das Sportreferat ggf. ausgestattet sein, um die o.a. Unterstützung
leisten zu können?
Zu diesem Punkt kann ich weitestgehend auf die vorstehenden Ausführungen zu
Ziffer 1 verweisen. Ich denke, dass hier die Vereine bzw. der Sport in ihrer bzw.
seiner eigenen Organisationshoheit gefragt ist, um Lösungen für die angesprochenen
Fragen zu gestalten bzw. anzubieten. Im Bereich der Förderung von Vereinsprojekten
findet mit der aktuellen personellen Besetzung bereits heute eine
Beratung statt.

3. Welche sonstigen Ämter/Stellen innerhalb der Stadtverwaltung können den
Sportvereinen ggf. Hilfestellung bieten?
Auch wenn im Vereinsrecht bzw. der Vereinsverwaltung Spezialthemen angesprochen
sind, gibt es bei der Stadtverwaltung sicherlich Fachdienststellen, deren
Personal in Fragen der Digitalisierung oder bei Softwarelösungen über entsprechendes
Know-how verfügt. Diese Fachbereiche der Stadt sind aber nicht für diesen
Aufgabenbereich geschaffen worden und mit den bestehenden Aufgaben der
Stadtverwaltung bereits ausgelastet. Auch in diesem Themenkomplex hilft aus
meiner Sicht in erster Linie eine Kooperation zwischen den Vereinen und damit
der Generierung notwendiger Fachkenntnisse, weiter. Beratungs- bzw. Unterstützungsleistungen
können Vereine möglicherweise auch über den „Treffpunkt
Freiburg“, als eine von der Stadt geförderte Organisation des bürgerschaftlichen
Engagements, anfragen.

4. Lässt sich eine zentrale Ansprechstelle für die Sportvereine für o.a. Unterstützung
einrichten?
Bei der Vereinsförderung bewegt sich die Stadt Freiburg im Bereich ihrer Selbstverwaltungsangelegenheiten
und kann, soweit eine Finanzierung dargestellt werden
kann, damit selbstverständlich auch im personellen Bereich entsprechende Kapazitäten schaffen. Die Frage ist aber, ob sich eine solche kommunale Stelle
ggf. in die angesprochenen Themen einbringen darf bzw. soll.
Die Anregung aus dem Publikum bei der Eingangs angeführten Podiumsdiskussion
zielte eher darauf ab, dass die ehrenamtlichen Vereinsstrukturen nicht mit
administrativen Anforderungen überladen werden. Konkret ging es dabei um notwendige
Genehmigungsverfahren bei der Durchführung öffentlicher Veranstaltungen,
bei denen von einem veranstaltenden Verein diverse Fachbereiche der
Stadt/dem Land einzubeziehen sind, die dieser oft in seiner Gesamtheit nicht im
Blick haben kann. Viele der derzeitigen, als belastend empfundenen administrativen
Prozesse haben ihren Ursprung aber in negativen Ereignissen der Vergangenheit
und damit durchaus ihre fachliche Berechtigung. Ich bin aber dennoch
der Meinung, dass wir unsere Regulierungsanforderungen mit Blick auf das Ehrenamt
auch in Zukunft immer kritisch hinterfragen müssen.
Zusammenfassend will ich nochmals darauf hinweisen, dass die angesprochenen
Unterstützungsleistungen zum Teil von der Stadt bereits angeboten werden, es der
Sport aber vielfach auch selbst in der Hand hat, um geeigneten Strukturen für eine
Unterstützung zu gestalten. Diese generellen Aufgaben in einer Vereinsführung können
bzw. sollten nicht auf kommunalen Strukturen verlagert werden. Gerade in der
administrativen Kooperation sehe ich noch viel Potential für die Vereine, um die Aufgaben
einer Vereinsführung zu erleichtern. Den Schritt dazu müssen aber die Vereine
selbst machen.

gez. Breiter
Bürgermeister