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Rede von Bernhard Rotzinger zur Straßenmusik und Straßenkunst

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates, meine Damen und Herren,

mit der Beschlussvorlage zur Straßenkunst und Straßenmusik in Freiburg besprechen und bearbeiten wir ein Thema, das zu den klassischen Interessenkonflikten im öffentlichen Raum gehört.

Die Bestimmungen zur Straßenkunst sind weitgehend unstrittig, weil die Straßenkunst klassisch nicht mit Emissionen verbunden ist, Seifenblasen mal ausgenommen. Im Hinblick auf die räumlichen Beschränkungen schließen wir uns der Haltung der Verwaltung an. Wir unterstützen aber auch den vorliegenden interfraktionellen Antrag, den Tanz und die Seifenblasen zuzulassen. Aus unserer Sicht ist damit die Sicherheit und Ordnung in der Stadt nicht gefährdet.

An der Straßenmusik scheiden sich aber die Geister in der Stadt. Die Einen, Passanten, Besucher und Touristen, empfinden sie als schön, angenehm und unterhaltsam. Die Straßenmusik trägt zu einem kulturell bunten und attraktiven Bild Freiburgs bei und ist sehr beliebt. Wem sie nicht gefällt oder wer ausreichend zugehört hat, geht einfach weiter. Somit ist Straßenmusik für Passanten zumeist eine sehr schöne Sache.

Ganz anders verhält es sich aber mit den Menschen, die im akustischen Einwirkungsbereich der jeweiligen Musiker arbeiten, die Patientengespräche, Kundengespräche, Klientengespräche führen müssen oder aber einfach an ihrem Arbeitsplatz in der Innenstadt konzentrierte Arbeit verrichten müssen. Die Menschen sind der Kunst des jeweiligen Musikers für jeweils 45 Minuten voll ausgesetzt. Da gibt es kein Entkommen!

Deshalb hören diese zwar die Straßenmusik zumeist auch als Musik, verschiedentlich empfinden sie sie aber auch nur noch als Schallemission oder wenn es schlimmer kommt, gar als Lärm. Und das hängt nicht nur von der Qualität, sondern auch von der Dauer, der Lautstärke und der Wiederholungsfrequenz ab.

Also gilt es Regeln aufzustellen, um diesen Interessen- und Nutzungskonflikt auszutarieren. Wir wollen den Künstlern und Musikern, aber auch den Beschäftigten in Arztpraxen, der Gastronomie, in den Geschäften und in Anwaltskanzleien gerecht werden.

Wichtig für die Anwohner und Beschäftigten ist uns der mit unserem Antrag eingebrachte Vorschlag, den Mindestabstand zum alten Standort auf 150 Meter festzulegen. Weiter soll jeder Standort pro Tag nur einmal genutzt werden können. Und das gilt nicht nur für die Musikerin oder den Musiker, sondern auch für das Instrument.

Dann kann man kein Klavier in die Stadt stellen und abwechselnd mit zwei Musikern über den Tag am gleichen Platz spielen. Ganz unabhängig von der Qualität der Musik scheint es uns gerechtfertigt, dass man bei seiner Arbeit ohne die Möglichkeit zu entkommen einem einzelnen Musiker am Tag nie mehr als 45 Minuten zuhören muss, die Betonung liegt auf muss.

Zudem schafft das Chancengleichheit und Bewegung zwischen den etablierten Platzhirschen und Neuankömmlingen. Deshalb begrüßen wir, dass die Verwaltung unseren mit den Freien Wählern und Freiburg-Lebenswert eingebrachten Vorschlag übernommen hat.

Den Musikern wollen wir entgegenkommen mit der maßvollen Ausweitung der genehmigten Zeiten, um eine Stunde von 12:00 bis 12:45 Uhr. Damit hätten wir noch eine Mittagspause von drei Stunden, wenn die Nachmittagsrunde erst um 16:00 Uhr beginnt. Die Erweiterung der Zeiten am Abend von 18:45 auf 20:45 Uhr tragen wir mit. Damit wären wochentags 8 Stunden Straßenmusik möglich, samstags 11 Stunden: Das müsste doch genügen.

Mit der Beschränkung der Verwendung von Tonwidergabegeräten, Lautsprecher und Verstärker auf den Europaplatz, wie vom interfraktionellen Antrag vorgeschlagen, können wir leben und werden zustimmen. Allerdings sind wir wegen der Lautstärke und der eingangs beschriebenen Beeinträchtigung der Anwohner gegen die Freigabe  von Blechblasinstrumenten und Dudelsäcken. Wenn einer dabei engagiert zu Werke geht, kann er die halbe Kajo beschallen. Hier werden wir dagegen stimmen.