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Rede von Dr. Carolin Jenkner zu den aktuellen Straßenumbenennungen

Straßennamen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

meine sehr verehrten Damen und Herren

Wir haben uns ja inzwischen bereits viele Male mit den Straßennamen beschäftigt. Es war richtig eine Kommission damit zu beauftragen zu erforschen, wer die Personen sind, die in unserem Stadtbild vertreten sind. Die Kommission wurde ins Leben gerufen, damit wir alle die Möglichkeit erhalten, mehr zu wissen, mehr zu erfahren über die uns oft nur ganz oberflächlich bekannten Persönlichkeiten, die zum Teil schon jahrhundertelang unsere Straßen mit ihren Namen zieren. Zutage kam viel Erschreckendes.

Die Entscheidung, die dann anstand, war: was für Konsequenzen wir aus den gewonnenen Erkenntnissen ziehen. Es ist mir wiederholt wichtig zu betonen, dass Werturteile immer subjektiv sind, egal, ob ein Historiker, ein Gemeinderat oder ein BZ-Leser sie fällt. Verbindliche objektive Kriterien für den Umgang mit früheren Ehrungen gibt es nicht. Auch der Blick in andere Städte hilft kaum. Wir haben damals innerhalb der Fraktion lange diskutiert und nach einem Weg gesucht, den wir dem Thema angemessen sehen. Das war keine leichte Aufgabe.

Die Kommission machte einen nachvollziehbaren Vorschlag und gelang so zu einer Einteilung in 3 Kategorien. Wir haben uns mit dieser kategorialen Unterteilung der Listen sehr schwer getan, vor allem mit dem Schnitt zwischen „der geht gar nicht mehr“ und „der geht gerade noch so“. Wen können wir weiterhin im Straßenbild ertragen und wer muss auf jeden Fall weichen? Eine abschließende Bewertung unsererseits, die eine harte Einteilung in Kategorien A und B vornimmt, wo doch die Übergänge zum Teil fließend sind, scheint nicht objektiv möglich.

Der zweite Grund für unsere Entscheidung findet sich in der didaktischen, der historischen Bewertung der Schilder. Die Straßennamen machen auch die dunklen Zeiten unserer Geschichte sichtbar: sie vertuschen nicht, sondern halten uns einen Spiegel vor. Eine Erklärung und Einordnung unterhalb der Namen können unserer Auffassung nach daher auch einen didaktischen Wert haben.

Wir haben uns dann aber gefragt, ob wir diese didaktischen Möglichkeiten eines Straßenschilds damit nicht überbewerten. Wir sind aber zu dem Schluss gekommen, dass ein Straßenschild das leisten kann. In einem Leserbrief der BZ wurde der interessante Vorschlag gemacht, diese Straßenschilder – mit Bezug auf die Stolpersteine – als eine Art „Stolperstraßenschilder“ zu installieren.

Unsere Fraktion hat sich daher mit 8 unserer damaligen 9 Stimmen nach langer Überlegung gegen die Umbenennungen entschieden. Wir hatten beantragt, die Namen der A-Liste wie die der B-Liste zu behandeln. Das bedeutet: keine Umbenennungen, dafür aber kluge Ergänzungen. Ausnahmen haben wir lediglich dann gemacht, wenn alle Anwohner sich einstimmig für eine Umbenennung der Straße ausgesprochen haben.

Es ist gut und richtig, dass wir heute neue Straßen mit ausgewogenen Vorschlägen und mit Bedacht benennen. Offensichtlich legt aber nicht jeder Wert auf solches Mehr-Wissen. Die AfD z.B. beweist in ihrem Antrag ausgeprägte Geschichtsvergessenheit – oder besser: überraschendes Unwissen. Sicherlich wäre es der künftigen Debatten zuträglich, sie würde sich selbst etwas ausführlicher mit den betreffenden Personen beschäftigen. Dies ist ja ganz offensichtlich bislang nicht erfolgt, weswegen die beiden Herren erneut lediglich einen nicht ernstzunehmenden Vorschlag vorgelegt haben und keinen konstruktiven Debattenbeitrag zu leisten bereit sind.

Als ersten aufklärerischen Schritt empfehlen wir die Lektüre des Abschlussberichts der Kommission – dieser ist einfach abrufbar im Ratsinformationssystem Freiburg. Auf dieser Wissensgrundlage haben wir unsere Entscheidung gefällt und werden die Umbenennung daher weiterhin mehrheitlich ablehnen.