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Rede von Dr. Klaus Schüle zur Gemeinschaftsschule Dietenbach

Wir treffen heute eine wichtige Weichenstellung, nicht rechtlich, aber politisch. Es geht um das Herzstück des geplanten Stadtteils Dietenbach. 100 Mio Euro plus x. Ein strategisch wichtiges Infrastrukturprojet.

Als CDU-Fraktion haben wir uns immer wieder zu wichtigen Infrastrukturprojekten klar positioniert, und – auch wenn es phasenweise nicht populär war – dabei oft Recht behalten.

Wie z.B. beim Zuschnitt des Flächennutzungsplanes. Wendelin Graf von Kageneck – viele von Ihnen haben ihn vielleicht noch im Ohr – hat damals davor gewarnt, diesen zu klein anzugehen. Zu Recht.

Vieles wäre uns im Bereich des Wohnungsbaus erspart geblieben, wenn wir bereits damals gemeinsam im Sinne von mehr Wohnraum die Weichen richtig gestellt hätten.

Heute geht es natürlich – Stichwort Weichenstellung – nicht um Grundlegung Flächennutzungsplan, sondern um ein zentrales Schulprojekt. Aber auch ist klar: Die Entscheidung heute muss sitzen, muss überzeugen.

Gewollt ist eine Stadtteilschule: Das ist – daran muss sich die Vorlage aber auch messen lassen – ein guter Ansatz. Damit steht natürlich die Frage im Mittelpunkt, wie es gelingt, dass möglichst viele aus dem Stadtteil in diese Schule gehen – und nicht so stark in andere Stadtteile – gerade im gymnasialen Bereich.

Wahr ist: Wir haben in Baden-Württemberg uns – nach langen Auseinandersetzungen darauf verständigt, dass wir uns auf Qualität, auf Inhalte konzentrieren.

Und natürlich die Bedürfnisse der Eltern/Kinder: Wenn es also – und das unterstützen wir ausdrücklich – eine Stadtteilschule werden soll, dann müssen wir doch ein Modell wählen, was die höchste Qualität und höchste Akzeptanz an der Basis hat. Die Realität ist hier entscheidend.

Wie steht es mit der Qualität unserer Schulen in Freiburg? Wie sind unsere öffentlichen Schulen in Freiburg aufgestellt? Hinken Sie hinterher, können/sollten sie vielleicht angetrieben werden, durch ein Schulmodell? Oder leisten Sie engagierte Arbeit und spielen in der Bildungslandschaft ganz vorne mit? Unsere Überzeugung ist: Sie hinken nicht hinterher. Sie müssen nicht angetrieben werden in Sachen Schulentwicklung.

Im Gegenteil: Der Schulentwicklungsbericht in Freiburg und unsere Debatten im SchulA und GR sind klar: Wir sind sehr gut aufgestellt: Das sind – mit zwei Ausnahmen (Gemeinschaftsschule Vigelius II und Gesamtschule Staudinger) – bei uns Grundschule, Werkrealschulen, Realschulen Gymnasien mit ihren eigenen, modernen und qualitativ hochwertigen Profile.

Wir hätten schon aus diesem Grund eine Präferenz für einen guten Mix aus Realschule und Gymnasium. Zum Beispiel auch konkret als Verbundschule mit Campuscharakter. Einschließlich Grundschule. Im Rieselfeld zeigt sich ja: Keppler ist ein Erfolgsmodell!

Komme ich zur Frage: Wie sieht es mit der höchsten Akzeptanz aus? Dieser Aspekt ist deshalb besonders wichtig, wenn wir wirklich eine Stadtteilschule realisieren wollen. Die Akzeptanz spielt eine entscheidende Rolle – gerade ja auch, weil die Schule dann mit der erfolgreichen Schullandschaft in Freiburg „konkurrieren“ muss – ob sie will oder nicht – weil Eltern entscheiden, nicht wir!.

Diese Frage darf kein Tabu sein, sondern gehört mit in den Mittelpunkt unserer Beratungen. Wir stellen hierbei fest: Seit nunmehr 8 Jahren sind Gemeinschaftsschulen in BW in unterschiedlicher Ausprägung bei uns möglich. In Freiburg – eigentlich hätte man denken können, dass das richtig Fahrt aufnimmt – hat sich in diesen 8 Jahren nicht wirklich Wesentliches in diese Richtung bewegt.

Aus der Elternschaft, aus der Lehrerschaft, aus der Gesellschaft – die Impulse in Richtung Gemeinschaftsschule blieben insoweit komplett dahingehend, dass es keine konkreten Neugründungen oder Weiterentwicklungen bei uns gab. Wenn man sich diese Realität sich vor Augen führt, dann ist für uns klar:

Eine Gemeinschaftsschule wie in der Vorlage wird die Akzeptanz in Dietenbach als Stadtteilschule nicht in notwendigem Maße finden, das ist unsere klare Einschätzung.

Dazu passt: Einer der geschäftsführenden Schulleiter fand es „mutig“, zu meinen, dass in Freiburg eine vergleichbare Akzeptanz wie in Wutöschingen gefunden werden könne – sei am Ende noch angemerkt!

Es wird am Ende so laufen, dass viele Eltern ihre Kinder auf Gymnasien außerhalb des Stadtteils Dietenbach schicken werden. Dann haben wir in diesem Bereich eben gerade keine Stadtteilschule. Und, erschwerend kommt hinzu: Der Druck auf die Gymnasien in anderen Stadtteilen (schon jetzt stark steigend) wächst unverhältnismäßig. Das können wir auch nicht wollen. Aufgrund der zu erwartenden mangelnden breiten Akzeptanz lehnen wir das vorgelegte Konzept ab.

Hinzu kommt, mal unabhängig davon, dass die Schule in ihrem Vorschlag unglaublich groß ist, schwer führungsfähig erscheint: Wenn man schon in Richtung Gemeinschaftsschule geht, dann muss sie auch in entscheidenden Punkten vom inhaltlichen Grundansatz her überzeugen:

Stichwort Qualität, und das Sich Kümmern um die Schülerinnen und Schüle aus bildungsfernen Familien. Ich zitiere aus der Anlage der Vorlage, Seite 16 oben: „Die Schülerinnen und Schüler selbst entscheiden, im Rahmen der Vorgaben, was, wann und wie sie lernen“.

Für viele ist das super, aber zu viele überfordert dies massiv. Hier war die Aussage eines der Geschäftsführenden Schulleitern – bei Grundsympathie für eine solche Schulform – eindeutig: Die zu starke „Montessori-Focussierung“ (in der gymnasialen Oberstufe) „gehe an der Realität vorbei“. Man dürfe den Schülerinnen und Schülern nicht die Verantwortung für das Abitur aufbürden, gerade bezogen auf die schwächeren Schülerinnen und Schüler. Zu Recht. Denn gerade die, die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen!

Ich fasse zusammen: Auf Basis der sehr guten Erfahrungen unseren Schulen Werkrealschulen, Realschulen, Gymnasien  – wie etwa das Keppler im neunen Stadtteil Rieselfeld ein Erfolg anhaltend ist – in Freiburg werben wir heute nochmals für eine moderne Schule mit einer klaren Differenzierung.

Weil wir glauben, dass gerade für eine Stadtteilschule wir eine realisieren sollten, die die größte Akzeptanz in der Bevölkerung hat.

Deshalb überzeugt uns die Vorlage nicht, wir lehnen sie ab.